Coronavirus SARS-CoV-2, Hunde und Katzen???
Ausführliche Aufarbeitung der letzten beiden Monate:
2 Monate nach dem ersten Bericht einer Übertragung des Virus auf einen Hund in Wuhan – was wissen wir wirklich über die Übertragbarkeit, die Risiken für uns und unsere Lieblinge und welche Vorsichtsmaßnahmen sind sinnvoll?
Als ausgebildeter Mediziner, Tierarzt mit über 30 jähriger Praxiserfahrung und als betroffener „Halter“ von 2 Hunden und 3 Katzen glaube ich mir darüber ein eingerfmaßen fundiertes Urteil erlauben zu können – soweit dies aufgrund der vorliegenden Informationen überhaupt möglich ist.
Außerdem liegt mir daran, einges der Versunsicherung abzubauen, die in den letzten Monaten entstanden ist.
Anläßlich des Interviews des SWR 4 an Ostern – hier der Link: Klicken
habe ich sehr ausführlich die aktuelle Sachlage recherchiert. Dabei ist mir einerseits aufgefallen, daß es äußerst schwierig ist, an wirklich objektive Informationen aus 1.ter Hand heranzukommen.
Zum anderen habe ich aber auch einige sehr interessante Informationen gefunden, die zwar schon lange bekannt sind aber kaum erwähnt werden. Deren Kenntnis aber durchaus Anlaß zur Beruhigung gibt (s.u.).
Außerdem fiel mir auf, daß nicht wenige Schlagzeilen ( und das meines Erachtens mit Absicht) so formuliert waren, daß damit eine (vermeintliche) Bedrohung für Hunde, Katzen oder sogar uns Menschen durch unsere Tiere suggeriert wurde.
Ebenso sind die Empfehlungen für den Umgang mit unseren Lieblingen sind sehr widersprüchlich.
Das alles hat bei vielen Tierhaltern eine starke Verunsicherung erzeugt.??
Vielen Menschen ist unklar ob bzw. wie gut das Virus von Mensch auf Tier übertragbar ist oder womöglich sogar wieder von Tieren zurück auf Menschen.
Aber besonders, wie wir denn nun wirklich mit unseren Tieren umgehen sollen bzw. dürfen. Dürfen wir sie noch streicheln, mit ihnen schmusen, sollen wir sie wirklich nach dem Spaziergang abwaschen und womöglich sogar desinfizieren. Dürfen wir Gassi gehen, sie mit anderen spielen lassen etc.
In diesem Beitrag fasse ich den aktuellen Stand zum Thema SARS-CoV-2 und Tiere zusammen:
Wie gut das Virus auf Tiere übertragbar ist und umgekehrt. Und vor allem, welche Konsequenzen das alles für meinen Umgang mit unseren Tieren hat.
Ich möchte helfen, Verunsicherungen vieler Tierbesitzer zu zerstreuen. Und Ihnen Tipps geben, wie Sie mit zukünftigen Meldungen umgehen sollten und wie sie diese auf ihren Wahrheitsgehalt bzw. Ihre Aussagekraft zu überprüfen können.
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Erstmals wurde von einer vermeintlichen Übertragung des Virus auf einen Hund Ende Februar berichtet.
Wahrscheinlich war das damals nur eine Kontamination, keine echte Infektion.
Seither wurden noch weitere ca. 10- 12 Fälle einer Infektion von Hunden oder Katzen oder Katzenartigen (Löwen und Tiger) bekannt.
Zuletzt vor wenigen Tagen von 2 Katzen in New York.
Seit Ende Februar wurde über ca. 12 Infektionen von Haustieren berichtet.
Bei 2 Hunden, 4 Katzen und einem oder mehrreren Tigern, evtl. auch Löwen.
Wobei in einigen Fällen nicht immer eindeutig belegt wurde, ob es wirklich eine echte Infektion war (z.B. bei den Löwen in einem New Yorker Zoo).oder dies anhand von gezeigten Symptomen unterstellt wurde.
Dem gegenüber steht die Zahl von 2,5 Millionen infizierter Menschen (22.4.20) weltweit.
Dies sind 0,00048 %! Also ungefähr 1 Tier auf 200 000 Menschen
In Deutschland: sind es über 150 000 Menschen, 0,00 Tiere.??
Weiterhin gilt als gesichert:
Das Virus ist von Menschen auf Hunde und Katzen übertragbar, wenn auch in (sehr) seltenen Fällen. Etwas „leichter“ auf Katzen als auf Hunde.
Katzen können andere Katzen infizieren, allerdings ist das Virus wesentlich schwerer übertragbar als zwischen Menschen.,
Noch schwieriger, aber möglich, ist dies bei Hunden.
Beides gelang bisher allerdings nur in Versuchen. In der Realität ist bisher kein Fall bekannt.. Außer evtl. bei den Löwen und Tigern in New York.
Eine Infektion von Menschen durch Tiere ist bisher nicht nachgewiesen und wird auch von allen! Experten als sehr sehr unwahrscheinlich betrachtet. Jedenfalls für die nächste Zeit.???
Anscheinend gab es gezielte Versuche dieser Art.
Auch Frettchen können sich infizieren und auch wieder andere Frettchen anstecken, bei Hühnern und Schweinen gelang eine Infektion bisher nicht.
Diese Untersuchungen zu einer Übertragbarkeit wurden meist unter extremen Bedingungen untersucht, wie sie in der Praxis unrealistisch sind. Zum Beispiel wurde infektiöses Sekret in die Nasen von Katzen geträufelt oder diese mehrere Tage in Käfigen direkt nebeneinander gehalten.
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Wenn die Sachlage also in Bezug auf unsere Tiere so klar und eindeutig ist, weshalb herrscht dann bei vielen Menschen eine so große Verunsicherung und Angst?
Ein wichtiger Grund ist sicher die Tatsache, daß anfangs berichtet wurde, das Virus sei nicht von Mensch auf Tiere übertragbar. Diese Behauptung hat sich recht schnell als falsch herausgestellt .
Dabei gab es bekanntermaßen auch 2003 schon Übertragungen von SASRS auf Katzen, ohne daß dies je eine Bedeutung erlangte.
Hätte man darüber von Anfang an berichtet, wäre die Überraschung und die Verunsicherung niemals so groß gewesen.
Bis heute habe ich diese Information übrigens nur in einem Bericht gefunden, d. h. sie ist noch immer nicht wirklich bekannt. Vollkommen unverständlich.
Das zweite Problem sind die sehr unterschiedlichen Empfehlungen, welche Vorsichtsmaßnahmen Tierhalter ergreifen sollen und wieweit ein „normaler“ Umgang unseren Lieblingen zu verantworten ist.
Angefangen von nur die üblichen Hygienemaßnahmen ergreifen bis hin zu dem Ratschlag, das Streicheln, Schmusen oder sogar alle etwas engeren Kontakte mit unseren Tieren ganz zu vermeiden.
Sogar das Abwaschen nach dem Spaziergang, Desinfizieren der Leine und sogar der Nase wurde teilweise empfohlen.
Warum fallen einmal Meldungen der gleichen Ereignisse und vor allem die daraus resultierenden Folgerungen so unterschiedlich aus?
Das hat viele verschiedenen Gründe:
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Eine Schlagzeile muss Aufmerksamkeit wecken, damit der Beitrag überhaupt gelesen wird. Deshalb ist diese oft reißerisch formuliert oder jedenfalls so, daß erst mal Angst erzeugt wird. Siehe die Beispiele weiter unten.
Viele Beiträge sind schlecht recherchiert. Entweder aus Zeitmangel oder da die Autoren gar nicht wissen, worauf es wirklich ankommt.
Zu ausführliche Beiträge werden aus Platzgründen von der Redaktionsleitung oft wieder gekürzt und uns damit wichtige Einzelheiten, die für eine Beurteilung wichtig sind. Vorenthalten.
Die Meldungen stammen von verschiedenen Quellen, z. B. wissenschaftliche Institute, Behörden, Pressemeldungen etc.
Gleiche Tatbestände und Forschungsergebnisse werden auch von Experten unterschiedlich eingeschätzt.
Und dann gibt es natürlich noch die persönlichen Schlußfolgerungen der Autoren, die je nach Sachkenntnis sehr unterschiedlich sein können.
Eine Rolle spielt auch der kulturelle Hintergrund. Wenn in einer Kultur das Wohl unserer Tiere eine wichtige Rolle spielt, werden weniger strikte Maßnahmen im Umgang mit diesen empfohlen, um vor allem unrealistische Risiken für Menschen zu vermeiden.
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Beispiele dazu:
2 Schlagzeilen zum selben Fall (Infektion von 2 Katzen in den USA letzte Woche):
Hund und Katze durch Corona in Gefahr? Wichtige Informationen ?
1. Keine Gefahr durch Haustiere – Coronavirus bei 2 Katzen in denUSA nachgewiesen. ?
Schlagzeile in der Frankfurter Neuen Presse vom 14.4.20:
2. Tierärztin informiert: Coronaviren können für Hunde und Katzen gefährlich werden.? Im Beitrag selbst wird dann aufgeklärt, daß es sich dabei um ganz andere Coronaviren handelt, dies schon seit Jahrzehnten bekannt ist und keinerlei Zusmmenhang mit dem aktuellen Virus besteht.?
Und ich bezweifle sehr, daß diese Tierärztin mit diese Schlagzeile einverstanden gewesen wäre.
3. Am veterinärmedizinischen Intstitut in Harbin/USA haben Forscher 3 gesunde Katzen mehrere (wie viele) Tage lang in Käfigen direkt neben 3 mit SARS-CoV-2 infizierten Katzen gehalten. Bei nur einem dieser 3 Paare erfolgte eine Ansteckung.
Schlussfolgerung dieser Forschungsgruppe: Katzen sind hochgradig anfällig für eine Infektion mit SARS-CoV-2.
Fast alle anderen Wissenschaftler bewerten dies ganz anders (das Virus ist bei Katzen nicht stark übertragbar), da die gesunden Tieren ja extrem hohen Dosen an Virus ausgesetzt waren, was in der Praxis vollkommen unrealistisch ist.
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Fazit:
Wir wissen inzwischen einiges mehr über SARS-CoV-2 als noch vor 2 Monaten. Auch über das Risiko für und durch unsere vierbeinigen Lieblinge.
Für mich sind diese Erkenntnisse aus den letzten 2 Monaten insgesamt eher beruhigend.
In einem Zeitraum von gut 2 Monaten wurden ungefähr 12 Infektionen bei Hunden und Katzen(artigen) festgestellt.
Dem stehen über 2,5 Millionen infizierte Menschen gegenüber.
Mit Sicherheit werden weitere dazu kommen. Das ändert an der gesamten Lage nichts, daß das Risiko für Hunde und auch Katzen sehr, sehr gering ist.
Eine Rückübertragung ist bisher nicht vorgekommen, und wäre auch sehr viel schwieriger.??
Gegen gewisse Vorsichtsmaßnahmen ist nichts einzuwenden, solange diese unser Zusammenleben mit unseren Lieblingen nicht unnötig beeinträchtigen.
Dazu gehören für mich zuerst die üblichen Hygienemaßnahmen wie Hände waschen etc. So wie sie ja auch allgemein in dieser Situation sinnvoll sind.
Ein Grund zur Panik besteht definitiv nicht.?????
Sollten Sie allerdings selbst infiziert sein oder der Verdacht bestehen, halte ich es auch für sinnvoll, eine Zeitlang den Kontakt mit Hunden und Katzen einzuschränken. D.h. nicht unbedingt in den Arm nehmen, direkten Kontakt mit den Atemwegen vermeiden u.ä.
Es besteht allerdings kein Grund, die Tiere abzugeben.
Wenn es für Mensch und Tier ohne größeren Stress möglich ist, kann das Tier vielleicht vorübergehend bei einer anderen Bezugsperson untergebracht werden.
Ich würde das aber immer von den individuellen Umständen abhängig machen.
Masken für Tiere empfehle ich definitiv nicht.
Und wie gehe ich/wir mit unseren Tieren um? Sowohl meine Frau als auch ich gehören Risikopatienten.
Wir waschen uns öfter die Hände. Mit Seife. 20 Sekunden lang.
Alles übrige läuft eigentlich genau wie vorher auch.
Alle unsere Tiere werden gestreichelt und auch beschmust.
Unsere Katzen dürfen ins Freie. Und beim Gassi gehen dürfen unsere Hunde auch Kontakt zu Artgenossen haben. Wir selbst halten zu deren Besitzern allerdings Abstand.
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Wie Sie mit Ihren Tieren umgehen ist Ihre eigene Entscheidung. Vorsicht ist in Ordnung. Angst oder Panik ist vollkommen unangebracht.
Ich war letzte Woche in einem Gartenmarkt. Obwohl von den meisten anderen Besuchern die Vorsichtsmaßnahmen weitgehend eingehalten wurden, war das Risiko mich an diesem Tag dort zu infizieren mit Sicherheit um ein vielfaches höher, als wenn ich meine Hunde und Katzen wochenlang im Bett schlafen oder mich mehrmals täglich ablecken ließe.
Sollte Sie allerdings selbst mit CoVid 19 infiziert sein oder der Verdacht bestehen, dann würde ich den Kontakt vorüberrgehend einschränken. Es schadet sicher auch nichts, für einen solchen Fall vorbereitet zu sein.
Definitiv ist das aber kein Grund, Tiere abzugeben.
Weiter Informationen finden Sie auf meiner Seite, die ich eigens zu diesem Thema erstellt habe: hier
Perfekt vielen Dank Dr.Fischer für Ihren Einsatz.
Ihre Anke Höster
Danke für Ihre Informationen. Bleiben Sie gesund, Wir freuen uns auf ein Wiedersehen mit Ihnen
LG aus Reilingen