Nicht nur bei uns Menschen, sondern auch bei unseren Hunden spielt die Psyche für das Wohlbefinden eine entscheidende Rolle. Wahrscheinlich ist diese ähnlich entscheidend wie körperliche Gesundheit.
Fast alle Tierarztbesuche erfolgen aufgrund körperlicher Symptome bzw. handfester Erkrankungen. Andere Gründe sínd Impfungen oder (leider viel zu selten) prophylaktische Maßnahmen um Erkrankungen
zu erkennen oder vorzubeugen.
Wahrscheinlich weniger als 5 % der Tierarztbesuche betreffen primär psychische Probleme der jeweiligen Tiere.
Eine Ausnahme bildet Silvester, dann fragen alle nach Mitteln gegen Angst vor der Knallerei oder nach Beruhigungsmitteln für Hunde, seltener auch für Katzen.
Dabei sind psychische Auffälligkeiten besonders bei Hunden durchaus häufig. Leider wird zu selten darauf geachtet bzw. diese werden oft nicht besonders ernst genommen. Schließlich tun sie ja nicht weh. So nach dem Motto: Wir gehen ja auch nicht gleich zum Arzt, wenn wir mal Kummer oder vor irgendwas Angst haben.
Nun hat aber leider die Psyche, auch und besonders bei Tieren, einen massiven Einfluß auf das Wohlbefinden. Vor allem bei so sensiblen Tieren wie unseren Hunden. Ebenso wie bei uns. Eine gravierende Störung der Psyche ist für viele Hunde ebenso schlimm wie eine körperliche Erkrankung.
Und nicht selten ist sie dafür der entscheidende Auslöser.
Hinzu kommt, daß manche psychische Störungen bei Tieren schwer zu erkennen sind. Vielen von uns fallen sie erst auf, wenn eine sehr deutliche Symptomatik vorliegt oder ein eindeutiger Zusammenhang zu einer Ursache besteht (der Hund hat jedes mal Durchfall, wenn Besuch kommt).
Recht leicht erkennbar sind noch eine allgemeine Ängstlichkeit, die Angst vor bestimmten Dingen oder Situationen, z.B. bei Gewitter, vor großen Männern, vor bestimmten Hunden, vorm Allein sein usw.
Schwieriger wird es, wenn sich eine psychische Störung unspezifisch äußert oder kein direkter Auslöser sichtbar ist.
Manche Hunde ziehen sich in solchen Fällen einfach zurück, zeigen weniger Lebensfreude und/oder haben wenig Appetit. Manch entwickeln einen Juckreiz. Auch vermehrter Durst kann psychisch bedingt sein un noch vieles andere mehr. Fast alle diese Symptome können aber ebenso auf eine körperliche Erkrankung zurückzuführen sein.
In solchen Fällen ist die Ursache oft besonders schwer auszumachen und abzustellen.
Auslöser waren nicht selten Umstände, die wir Menschen gar nicht als problematisch empfunden haben.
Ich habe in meiner Praxis einen Fall erlebt, bei dem eine Hündin sich so über die Rückkehr ihres „Besitzers“ nach einer Kur gefreut hat, daß sie am selben Tag an einen Diabetes insipitus entwickelt hat.
Nicht zu unterschätzen ist, daß fast alle unsere Hunde unter einem gewissen Alltagsstress leiden. Allein die Tatsache, daß sie sich im Zusammenleben mit uns Menschen an uns anpassen müssen und nicht umgekehrt, kann zu einer Grundbelastung führen. Auch wenn sie schon seit Jahrhunderten domestiziert sind und das Zusammenleben mit uns auch sehr viele Vorteile hat.
Wölfe und Wildhunde haben ein Revier, leben in einem festen Rudel nach (relativ) festen Regeln.Sie lernen nicht jeden Tag andere Artgenossen kennen, auf die sie sich neu einstellen müssen.
Diese Begegnungen mit anderen vor allem „neuen“ Hunden sind zwar für viele unserer Vierbeiner interessant, können aber auch anstrengend sein und Stress bereiten.
Unsere Hunde bekommen ihr Futter vorgesetzt, ohne sich dies erarbeiten (erjagen) zu müssen. Bequem, ja, aber vielleicht auch etwas langweilig.
Ein zu wenig an Beschäftigung kann Langeweile bedeuten, ein zu viel zu Stress führen. Spielen macht Spaß, muß aber dosiert sein. Nicht jeder Hund zeigt deutlich, wann es zu viel wird und er aufhören möchte. Es gibt Hunde, die bringen den Ball zurück bis sie buchstäblich umfallen. Andere wenden sich nach dem dritten Werfen ab und gehen ihrer Wege.
Auch die Kommunikation mit unseren Hunden birgt viel Raum für Mißverständnisse und Probleme.
Die ist schon bei uns Menschen, bekanntermaßen besonders zwischen Männern und Frauen, oft schwierig. Bei Hunden und Menschen ist sie jedoch grundverschieden und beide Seiten müssen dies lernen. Die Hunde zwangsläufig, wir sollten uns aus Einsicht mehr darum bemühen.
Ein liebevolles Betätscheln des Kopfes von oben durch eine fremde Person, die sich womöglich noch über den Hund beugt, wirkt auf diesen bedrohlich – nicht freundlich, wie es eigentlich gemeint ist. Ebenso ein direktes in die Augen sehen. Und wenn ich meinen Hund zu mir rufen will, ist es wenig hilfreich mit drohender Stimme und Gebärde : kommst du jetzt endlich her zu rufen. Und wir glauben dann, unser kluger Hund hat ein schlechtes Gewissen, wenn er endlich angeschlichen kommt. Könnte es sein, daß unsere gute Laune für den Rest des Tages im Keller wäre, wenn man mit uns so umginge.
Ich finde es lohnt sich, daß wir uns mal ausgiebig mit diesen Themen beschäftigen. Wir sollten nicht immer glauben, daß grade unser Hund uns ganz sicher und immer versteht.
Welche Konsequenzen müssen wir daraus ziehen?
Wenn wir psychische Auffälligkeiten feststellen , sollten wir zuerst versuchen, die Gründe dafür heraus zu finden und abzustellen. Wenn dafür auch körperliche Ursachen in Frage kommen, müssen diese durch entsprechende Untersuchungen festgestellt oder ausgeschlossen werden.
Wenn eine Hündin plötzlich müde umherschleicht, kaum frißt und fast depressiv wirkt, kann dies psychisch bedingt sein aber auch durch eine Scheinträchtigkeit 4-6 Wochen nach der Läufigkeit bedingt sein.
Fachlicher Rat kann hier sehr hilfreich sein.
Nicht immer aber finden wir die genaue psychische Ursache oder den körperlich bedingten Auslöser und selbst dann, läßt sich dies nicht immer beheben oder vermeiden.
Und dann?
Auch dann gibt es noch einige Hilfsmittel, die wir einsetzen können, um die Stimmung und die Lebensfreude
zu verbessern oder gar wiederherzustellen.
An erster Stelle stehen für mich hier die Bachblüten, aber auch Schüsslersalze, Phytoatherapeutika(z. B. Baldrian oder Johanniskraut) und andere kommen in Frage.
(Siehe auch meinen Blog über Bachblüten)
Auch hier lohnt es sich oft, qualifizierte Hilfe in Anspruch zu nehmen um die optimalen Mittel für den einzelnen Fall einzusetzten.
Ebenso hat die Schulmedizin hier Fortschritte gemacht und einige neue Medikamente entwickelt, die Stress und Angst bei Tieren vermindern helfen, ohne gleich Nebenwirkungen befürchten zu müssen.
Hier sind besonders Pheromone zu nennen, die v.a. bei Unruhe oder Angstzuständen eingesetzt werden können Früher wurden sie versprüht oder vernebelt, inzwischen sind sie auch als Tabletten erhältlich.
Es handelt sich um Geruchsstoffe, die eine entspannende und (psychisch, nicht körperlich) beruhigende Wirkung haben.
Wurden sie früher besonders an Sylvester eingesetzt, werden sie heute glücklicherweise auch in vielen anderen Stresssituationen, z. B. bei Angst vorm Autofahren oder vorm Tierarzt angewandt.
Sogar manche energetische Methoden, wie sie sich inzwischen für Menschen etabliert haben wie z. B. die EFT Klopftherapie können auch für Tiere (mit Hilfe einer Surrogate Person) eingesetzt werden.
Es gibt also einige Hilfsmittel, mit denen wir unseren Tieren das Leben leichter machen können. Diese sollten wir dann auch nutzen. Sie dürfen aber nicht dazu dienen, die natürlichen Bedürfnisse unserer Vierbeiner zu unterdrücken oder zu ersetzten.
Fazit:
Die Psyche spielt für das Wohlbefinden unserer Hunde eine sehr entscheidende Rolle. Achten wir darauf.
Sie haben es verdient.