Spätestens nach den ersten warmen Tagen im Frühjahr geht es los: Die Zecken sind wieder da.
Nach jedem Spaziergang krabbeln mehr oder weniger im Fell unserer Hunde herum. Bei manchen Rassen sind sie recht gut, bei anderen schwer oder kaum zu sehen.
Sie erkennen sie als 2-3 mm große, dunkle Punkte, die sich bei genauem Hinsehen im Fell ihrerer Hunde bewegen.
Biologisch gehören Zecken zu den Spinnentieren, genauer gesagt zu den Milben.
Diese heißgeliebten Tierchen sind weltweit verbreitet. Als Parasiten ernähren sie sich von dem Blut von Wirbeltieren und Menschen.
Das Blutsaugen alleine stellt für unsere Hunde in der Regel allerdings kein Problem dar – außer bei massenhaftem Befall.
Die eigentliche Gefahr liegt darin, daß die Zecken durch ihren Stich Krankheiten auf Tiere und auf Menschen übertragen können. Sie fungieren als sogenannte biologische Vektoren.
Das geschieht dann, wenn die Zecke selbst Träger von Krankheitserregern ist allerdings nur dann, wenn diese Erkrankung für das gestochene Tier pathogen ist, d.h. wenn demtsprechende Tierart
überhaupt von dieser Erkrankung befallen werden kann.
Nicht jede Zecke ist Träger von Krankheitserregern . Ebenso sind die einzelnen Tierarten und der Mensch nur für bestimmte Krankheitserreger empfänglich. So erkranken z. B. wenige Hunde an
der FSME (Frühsommermeningoencephalitis), obwohl diese für Menschen wiederum eine starke Bedrohnung darstellt.
Ebenso kommen die jeweiligen Krankheitserreger nur bei bestimmten Zeckenarten vor.
Welche Zecken und welche dadurch hervorgerufene Krankheiten sind in Deutschland relevant?
Für unsere Hunde sind im wesentlichen die folgenden 3 Zeckenarten von Bedeutung:
der gemeine Holzbock – Ixodes Ricinus
die braune Hundezecke -Rhipicephalus sanguineus
die Buntzecke oder Auwaldzecke -Dermacentor reticulatus
Folgende Krankheiten werden in Deutschland von Zecken übertragen
Borreliose:
Sie ist bei uns die am meisten verbreitetste Krankheit, die durch Zecken auf Hunde übertragen wird.
Ihre Erreger sind Bakterien, die Borrelien, welche in ganz Deutschland vorkommen.
Das Infektionsrisiko ist im Herbst größer als im Frühjahr.
Anzeichen einer Infektion sind Fieber und Trägheit. Häufig sind diese Anzeichen kaum ausgeprägt. In der Folge können Gelenke und das Nervensystem betroffen sein. Es kommt zu Lahmheiten, die oft von einem Bein aufs andere umspringen.
Wichtig: Die Infektionsübertragung erfolgt erst nach 24 stündigem Saugakt. Zur Zur Verhinderung der Übertragung ist kein Mittel mit Repellent-Effekt nötig. Eine Impfung gegen einige Borreliose-Stämme ist möglich.
Viele Hunde haben bereits eine Infektion durchgemacht ohne zu erkranken.
Babesiose:
Wird von Parasiten (Babesia canis) hervorgerufen welche die roten Blutkörperchen der Hunde zerstören.
Sie wird durch die Auwaldzecke übertragen. Während sie früher nur in wärmeren Ländern
vorkam, hat sie sich leider in den letzten Jahren vermehrt in Deutschland ausgebreitet.. Sie lebt, wie der Name sagt, vor allem in Gewässernähe.
Wenn die Erkrankung nicht rechtzeitig entdeckt und behandelt wird, verläuft sie häufig tödlich.
Typische Symptome sind Schwäche, zunehmend blasse Schleimhäute, Fieber bis 42 Grad, Charakteristisch ist eine die Dunkelfärbung des Urins (durch Blutungen in die Blase).
Anaplasmose:
Sie wird wie die Borreliose durch den Holzbock (Ixodes ricinus), unsere häufigste heimische Zeckenart übertragen.
Regional abhängig sind bis zu 10 % der Zecken Infektionsträger mit entsprechendem Gefährdungspotential für unsere Hunde.
Symptome sind u.a. Fieber, Apathie, Muskelzuckungen, Nervenstörungen, manchmal auch Krampfanfälle.
Diese Erkrankung geht oft in eine chronische Form über.
In neueren Studien wurden Infektionen bei 20 – 30 % aller Hunde in Deutschland nachgewiesen, d.h. bei ihnen sind Antikörper nachweisbar. D.h. auch hier haben anscheinend viele Hunde eine Infektion durchlaufen, ohne sichtbare klinische Krankheitsanzeichen.
Auch diese Krankheit gewinnt bei uns zunehmend an Bedeutung.
FSME die Frühsommermeningoencephalitis
Sie spielt bisher beim Hund (noch?) keine grosse Rolle und verursacht selten Symptome.
Ehrlichiose:
Wird durch einheimsiche Zecken noch kaum übertragen, sie ist aber bei Auslandsaufenthalt in wärmeren Ländern relevant.
Was kann ich tun?
Eine Impfung ist in Deutschland nur gegen die Borreliose möglich. Diese schützt allerdings nicht 100%ig gegen alle krankmachenden Stämme.
Gegen Babesiose gibt es zwar eine Impfung, diese ist allerdings in Deutschland noch nicht erhältlich.
Die wichtigste und sinnvollste Maßnahme ist demzufolge, zu verhindern, daß unsere Hunde überhaupt von Zecken befallen werden bzw. sie schnell wieder von diesen zu entfernen.
Dazu gibt es mehrere Möglichkeiten:
“Mechanische Methoden”:
Sicher die einfachste uns schonendste Maßnahme ist das Absammeln nach jedem Spaziergang. Durch genaues Hinsehen lassen sich dadurch die meisten Zecken entdecken und aufnehmen.
Zecken, die schon gestochen haben und festsitzen, lassen sich durch die sogenannten Zeckenzangen gut entfernen. Diese gibt es in verschiedenen Ausführungen. Probieren Sie aus,
mit welchen Sie am besten klar kommen.
Dabei wird die Zecke möglichst nahe an der Haut des Hundes erfaßt und herausgezogen oder herausgedreht(wie rum ist egal, Zecken haben kein Gewinde!)
“natürliche” Methoden:
Auf de Markt sind eine Vielzahl von Mitteln auf natürlicher Basis, die gegen Zeckenbefall helfen sollen. Dazu gehören unter anderem verschiedene Duftsoffe, Kokosöl, Bernsteinketten und anderes mehr.
Einige davon können durchaus zu einer Reduzierung des Zeckenbefalls beitragen. Die Wirksamkeit ist dabei individuell oft unterschiedlich. Was dem einen Hund hilft, wirkt nicht unbedingt bei dem nächsten genau so gut. Und auch, wenn nur noch wenige Zecken unseren Liebling stechen, kann natürlich die eine dabei sein, die ihn ernsthaft krank macht.
Übrigens gibt es wie bei Menschen und Schnaken auch Hunde, die bei Zecken nicht besonders beliebt sind und die von vornherein seltener gestochen werden.
Leztendlich ist es also eine Risikoabwägung ob Sie hierzulande bevorzugt “natürliche” Mittel oder Methoden anwenden. Bei Reisen ins Ausland, vor allem in wärmere Länder,
drohen allerdings wesentlich mehr Gefahren als bei uns. Nicht nur durch Zecken sondern auch durch bestimmte Mückenarten. Dazu mehr in einem eigenen Beitrag.
Hier ist die rechtzeitige Anwendung eines Präparates mit Repellent Wirkung unbedingt empfehlenswert.
Die sicherste Maßnahme zum Schutz unserer Hunde gegen Zeckenkrankheiten ist die Behandlung mit chemischen Mitteln.
Es gibt sie in Form von Halsbändern, Shampoos, Sprays und Spot ons. Leztere werden einfach auf die Haut aufgetragen, vorzugsweise zwischen den Schulterblättern.
Das Mittel verteilt sich dann über die gesamte Haut des Tieres.
Die verschiedenen Mittel unterscheiden sich nicht nur in Form der Anwendung sondern auch in ihrer Zusammensetzung und ihrem Wirkmechanismus.
Wir unterscheiden im wesentlichen 2 Arten: Mittel mit abtötender Wirkung und Mittel mit zusätzlich abwehrender Wirkung (sogenannter Repellenteffekt).
Der Unterschied liegt darin, daß bei den nur abtötenden Mitteln die Zecken noch mehr oder minder lange saugen können, bevor sie absterben. Somit bleibt ein Restrisiko für solche Krankheitserreger, welche bereits nach kurzer Zeit durch Saugen übertragen werden können. Bei den Mitteln mit Repellent Effekt heften sich die Zecken in der Regel gar nicht erst an und können somit kaum Krankheiten übertragen. Diese wirken im übrigen meist auch gegen Steckmücken, von denen einige Arten ebenfalls Überträger gefährlicher Krankheiten sein können.
Dies war für Deutschland bisher noch nicht besonders relevant, da die für Hunde gefährlichen Arten hier noch kaum vorkommen. Aber auch dies ändert sich wohl grade.
Die wirksamen Bestandteile der einzelnen Präparate können unterschiedlich sein, die meisten beruhen auf einer Pyretrumbasis, welches auch in einer natürlichen Form vorkommt.
Dies ist ein Insektizid, welches für Insekten neurotoxisch ist, d. h. es wirkt schädigend auf die Nervenzellen.
Und die Verträglichkeit?
Allgemein ist die Verträglichkeit der chemischen Medikamente sehr gut bis gut, in einzelnen Fällen aber auch nicht.
Dies hängt von den jeweiligen Inhaltsstoffen ab und manchmal auch vom Tier selber. Ihr Tierarzt kann Ihnen näheres darüber sagen.
Wenn sich Reaktionen zeigen, dann meist in Form von Hautreizungen, Magen-Darmreaktionen wie Erbrechen, sehr selten in Erregungszuständen oder***
Ausführliche Informationen finden Sie in den Leitlinien der Bundestierärztekammer für die Zeckenbehandlung: http://www.bundestieraerztekammer.de/downloads/btk/leitlinien/Ekto2007.pdf
Noch ein Wort zu den Präparaten die seit kurzem als Tabletten erhältlich sind.
Da diese erst seit kurzem auf dem Markt sind, gibt es kaum zuverlässige Daten, wie verträglich diese bei Langzeitanwendung wirklich sind,
Dazu kommt, daß alle keinen Repellenteffekt haben und somit nur Schutz gegen einige Krankheiten bieten, d.h. für den Urlaub in warmen Ländern keinen ausreichenden Schutz bieten.
Da die abtötende Wirkung aber über eine längeren Zeitraum anhält, heißt das, das auch der Wirkstoff lange im Körper des Hundes verbleibt.
FAZIT:
Es ist sinnvoll und wichtig, unsere Hunde vor Zecken zu schützen!
Unsere Hunde sind heute durch Zeckenbefall mehr Gefahren ausgesetzt als noch vor einigen Jahren.
Die Gefahrenlage ist regional unterschiedlich. Diese hängt davon ab, welche Zecken an ihrem Wohnort vorkommen und wie weit diese mit den verschiedenen Krankheitserregern befallen sind.
Für eine sicheren Schutz und bei Reisen in südliche Länder sind chemische Präparate mit Repellentwirkung undbedingt anzuraten.