Ebenso wie bei uns Menschen, ist in den letzten Jahrzehnten auch die Lebenserwartung unserer beliebtesten Haustiere, der Hunde und Katzen, stark gestiegen. So werden viele Hunde inzwischen 15 Jahre und älter, Katzen häufig auch 17 oder 18 Jahre und mehr.

Die Gründe dafür liegen zum einen in besserer Ernährung und besseren Haltungsbedingungen. Nur wenige Hunde werden noch draußen oder in Zwingern gehalten, sondern ebenso wie Katzen oft als Familienmitglieder betrachtet, leben mit ihren Menschen zusammen und erhalten viel Zuwendung und Pflege. Wurden Hunde früher noch häufig von Essensresten und Katzen gerne mit Milch ernährt, gibt es heute eine enorme Vielfalt von spezieller Hunde- und Katzennahrung einschließlich spezifischer Diäten für nahezu jede Erkrankung. Zum anderen hat die Tiermedizin große Fortschritte gemacht. Die meisten Krankheiten können heute behandelt oder geheilt werden. Ebenso sind die Tierhalter meist bereit, für die Gesunderhaltung ihrer Schutzbefohlenen Geld auszugeben.
Ab wann ist mein Tier alt?
Übereinstimmend geht man davon aus, dass das Alter bei Katzen mit zehn bis elf Jahren, bei Hunden mit acht oder zehn Jahren (mittelgroße bzw. kleine Rassen), bei einigen großen Rassen (z. B. Doggen) bereits mit sechs Jahren beginnt. Mit die längste Lebenserwartung haben Siamkatzen und Kleinpudel. Der älteste Hund der Welt wurde angeblich 26 Jahre, einige Katzen sogar schon über 30 Jahre alt. Die alte Faustregel, nach der ein Hundejahr sieben Menschenjahren entspricht, ist lange überholt bzw. war in dieser Form nie richtig. Einen besseren Vergleich erlaubt folgende Abbildung:
Was ist Alter? Was macht das Alter aus?
Altern ist ein natürlicher Vorgang, der jeden von uns und jedes unserer Tiere trifft. Ganz wichtig: Alter bedeutet nicht zwangsläufig krank. Nicht selten finden sich 15-jährige Hunde und Katzen, die keinerlei Krankheitsanzeichen aufweisen. Nach Professor W. Kraft ist Alter ein komplexer biologischer, physiologischer, keineswegs krankhafter Zustand des späten Lebensabschnittes. Er geht mit verminderter Anpassungsfähigkeit auf innere und äußere Belastungen einher. Diese verminderte Anpassungsfähigkeit führt zu einer erhöhten Krankheitsbereitschaft. Dadurch steigt die Zahl von Krankheiten im Alter – individuell unterschiedlich – an.
Kennzeichen des Alters
Da Altern ein schleichender Prozess ist, sind die ersten Anzeichen für den Tierhalter oft nicht leicht zu erkennen.
Kennzeichen und Folgen des Alters sind:
- Das äußere Erscheinungsbild ändert sich.
- Das Körperhaar wird grauer.
- Das Fell ist oft glanzlos und stumpf.
- Die Leistungsfähigkeit nimmt ab.
- Das Ruhe- und Schlafbedürfnis hingegen nimmt zu. Auch gesunde Tiere haben meist ein vermindertes Bewegungsbedürfnis.
- Die Sinneswahrnehmung lässt nach.
- Viele Organfunktionen wie Atmungs-, Kreislauf- und Nierenfunktion nehmen stark ab.
Krankheiten treten – individuell unterschiedlich – gehäuft auf, die Multimorbidität (mehrere Krankheiten gleichzeitig) steigt an.
Diese Krankheiten bestehen im Wesentlichen aus 3 Gruppen:
- Krankheiten, die in jedem Alter auftreten können.
- Krankheiten, die vorwiegend bei älteren und alten Tieren auftreten.
- Krankheiten, die schon in jüngeren Jahren aufgetreten, nicht ausgeheilt und somit chronisch geworden sind.
Ganz wichtig sind auch Verhaltensänderungen. Viele ältere Tiere suchen mehr Nähe, werden verschmuster, andere ziehen sich zurück und werden mürrischer. Hier ist besonders darauf zu achten, ob dafür körperliche Erkrankungen oder gar Schmerzen verantwortlich sind. Auch bei Hunden und Katzen gibt es Krankheitsbilder, die der Altersdemenz der Menschen ähneln. So sind auch alte Hunde und Katzen oft zeitlich oder räumlich desorientiert. Sie schlafen tagsüber und sind dafür dann oft nachts unruhig und aktiv, einige Hunde bellen anhaltend, Katzen miauen laut.
Alterskrankheiten
Zu den häufigsten Erkrankungen zählen ebenso wie beim Menschen die Tumorerkrankungen, welche auch bei unseren Vierbeinern eine der häufigsten Todesursachen darstellen. Andere häufige Krankheiten alter Hunde sind: Arthrosen und Spondylosen, chronische Nieren- und Lebererkrankungen, Mundhöhlen- und Zahnerkrankungen und natürlich Herz- Kreislauferkrankungen. Bei Katzen sind die Krankheiten ähnlich. Eine besondere Rolle spielt hier die Niereninsuffizienz und die Hyperthyreose.
Was können Sie tun?
Sie sollten den veränderten Bedürfnissen Ihres Tieres Rechnung tragen. Der Stoffwechsel älterer Tiere ist verlangsamt. Deshalb muss das Futter angepasst werden und zwar in Menge und Zusammensetzung. Eine ausgewogene Nährstoffzufuhr und die Kontrolle der Energieaufnahme können die Lebensdauer verlängern und die Lebensqualität im Alter stark verbessern.
Auch für ältere Tiere ist Bewegung wichtig. Wie bei uns Menschen gilt: Wer rastet, der rostet.
Allerdings ist das Ausmaß der Bewegung an die körperliche Leistungsfähigkeit besonders in Bezug auf Herz-Kreislauffunktion, Atemwegserkrankungen und Krankheiten des Bewegungsapparates anzupassen. Und auch die geistige Fitness darf nicht vergessen werden. Dazu eignen sich verschiedene Spiele, welche die Aufmerksamkeit und das Interesse unserer Vierbeiner an der Umgebung steigern und trainieren. Wie wir Menschen altern Tiere, die regen Anteil an ihrer Umgebung nehmen, langsamer, fühlen sich wohler und bereiten damit auch uns noch viel Freude. Viele typischen „Alterskrankheiten“ müssen nicht als Normalzustand hingenommen werden, sondern lassen sich zumindest behandeln und lindern, wenn auch nicht immer heilen. Noch effektiver als das Behandeln bereits bestehender Krankheiten ist die Verhinderung derselben.
Deshalb sind Vorsorgeuntersuchungen beim Tierarzt besonders wichtig. Diese sollen mit Beginn des Alters regelmäßig jährlich, später halbjährlich durchgeführt werden.
Hierbei geht es um das Erkennen von Risikofaktoren sowie um das Aufspüren von subklinischen und klinischen Krankheiten. Dazu gehören vor allem eine eingehende körperliche Untersuchung, aber auch Blut- und Urinuntersuchungen, Röntgen und eventuell Ultraschall können sinnvoll sein. Durch genaue Beobachtung des Verhaltens können Sie Ihrem Tierarzt wertvolle Hinweise auch auf noch im Entstehen begriffene Krankheiten oder Beschwerden geben und die Diagnose und Behandlung erleichtern. Da im Alter Krankheiten schlechter ausheilen, ist es besonders wichtig, diese früh zu erkennen, auszutherapieren und so zu verhindern, dass sie chronisch werden. So lassen sich schwere Gesundheitsschäden häufig noch abwenden.
Achten sollten Sie auf zunehmende Bewegungsunlust, veränderten Durst oder fehlenden Appetit, Kurzatmigkeit, veränderten Kot- und Urinabsatz, Gewichtszunahme oder -abnahme, Tumore sowie auf Anzeichen von Schmerzen. Ebenso zu beachten sind Verhaltensänderung wie Aggression, Apathie, Ängstlichkeit oder Nervosität.
Ganz wichtig sind auch prophylaktisch einzusetzende Medikamente z.B. im Hinblick auf eine bessere Durchblutung, auf Leber- und Nierenfunktion und besonders natürlich auf die Erhaltung der Beweglichkeit. Dazu gibt es mittlerweile viele Präparate aus der Schulmedizin aber auch aus der Komplementärmedizin, welche die Lebensqualität unserer älteren Lieblinge spürbar steigern helfen. Bei der Gabe von Medikamenten ist der verlangsamte Stoffwechsel und eine oft eingeschränkte Organfunktion zu berücksichtigen.
Fazit

Alter heißt nicht zwangsläufig krank und schon gar nicht ist Alter gleichzusetzen mit Leiden und Siechtum! „Alterswehwehchen“ müssen nicht klaglos hingenommen werden, sondern lassen sich meist behandeln und lindern. Die Fütterung und Bewegung ist dem Alter und individuellen Zustand des Tieres anpassen. Prophylaxe und regelmäßige Gesundheitschecks verbessern und verlängern das Leben und die Lebensqualität Ihrer Vierbeiner. So können auch unsere älteren Gefährten noch Spaß und Freude am Leben haben und damit auch uns das Leben verschönern.