Unter Reisekrankheiten oder Mittelmeerkrankheiten versteht man verschiedene Infektionskrankheiten, mit denen sich unsere Hunde bei Reisen in wärmere Nachbarländer Hunde infizieren können.
Im engeren Sinne sind bestimmte Krankheiten gemeint, die durch Parasiten (sogenannte Vektoren) übertragen werden. Hier handelt es sich um Sandfliegen, Mücken und besonders um Zecken.
Diese Krankheiten kommen bisher in Deutschland (noch)gar nicht oder zumindest selten vor.
Einmal, weil die entsprechenden Überträger, d.h. die oben genannten Vektoren in Deutschland noch nicht heimisch sind oder aber diese spezifischen Krankheitserreger bisher noch nicht beherbergen und somit nicht weitergeben können.
In den betroffenen Ländern hingegen sind sie vorhanden und dort mehr oder minder weit verbreitet.
Bei diesen handelt es sich vor allem um die wärmeren Länder rings ums Mittelmeer, aber auch andere Länder wie z.B. Portugal, Ungarn, Balkanstaaten *******
Wenn wir also dort mit unserem Hund Urlaub machen wollen, ist es besonders wichtig für einen ausreichenden Schutz gegen stechende und beißende Parasiten zu sorgen oder entsprechende Vorsichtsmaßnahmen zu treffen. Am besten beides.
Selbstverständlich können sich Hunde auf Reisen auch mit anderen Krankheiten anstecken, die bei uns nicht oder kaum noch vorkommen, wie z. B. Staupe.
Die folgenden Krankheiten sind von besonderer Bedeutung:
Babesiose:
Erreger: Babesia canis, ein Einzeller
Überträger Auwaldzecke
Symptome Lethargie, Inapettenz, Fieber, Gelbsucht,Anämie
auffallend dunkler Urin. Kann schnell zum Tode führen.
chronischer Verlauf möglich
Diagnose Blutprobe
Behandlung möglich aber schnelle Therapie wichtig. Die Tiere können an Anämie sterben.
Vorkommen Frankreich, Italien, Spanien, Portugal, Griechenland, Balkan, Polen
leider inzwischen auch regional in Deutschland sowie Österreich und der Schweiz. Ebenso in Holland.
Besonderheit verläuft oft schnell, oft einige Tage bis Wochen nach der Infektion
Hepatozoonose:
Erreger Hepatozoon canis
Überträger braune Hundezecke, Ripicephalus sanguineus
Symptome Apathie, Abmagerung, Durchfall, Muskelschmerzen mit Lahmheit
Die Krankheit verläuft häufig mild ohne klinische Anzeichen, es sind aber auch mittelschwere bis tödliche Verläufe möglich.
Diagnose Blutprobe
Behandlung Antibiotika, Rezidive (Zurückkehren der Krankehit) sind möglich. Ebenso Spontanheilungen.
Therapie keine vollständige Elimination des Erregers
Vorkommen Spanien, Portugal, Frankreich, Italien, Griechenland, Türkei, Balkan
Leishmaniose:
Erreger Leishmania infantum
Überträger Sandmücken(weibliche)
Symptome häufig Hautveränderungen, besonders an den Ohrrändern, den Augen (Brillenbildung) und an der Nase, Lymphadenopathie,
Gewichtsverlust, Schwäche, häufig schleichende Niereninsuffizienz die letztendlich zu Tode führt
Diagnose Blutprobe
Behandlung möglich, aber keine Erregerelimination.
Prognose abhängig vom Stadium der Erkrankung
Vorkommen Spanien, Südfrankreich, Italien, auch Balkan, Türkei und Zypern.
Breitet sich aus, vereinzelt auch schon in Deutschland nachgewiesen
Die Tiere erkranken meist innerhalb von 1-3 Monaten, vereinzelt aber auch erst nach Jahren !
Es handelt es sich um eine Zoonose, allerdings wurde bisher niemals eine Ansteckung vom Hund auf den Menschen bekannt.
Ehrlichiose:
Erreger Ehrlichia canis, ein Bakterium aus der Ordnung der Rickettsien
Überträger braune Hundezecke (Ixodes sanguinis). Bei dieser Zeckenart saugen
auch die Männchen Blut, im Gegensatz zum Gemeinen Holzbock
Diese Zecke kommt in Deutschland im Freien bisher nicht vor, evtl. aber in Räumen wie im Tierheim, in TA-Praxen oder in Zwingern oder Wohnungen, d.h. In seltenen Fällen ist eine Übertragung von Ehrlichiose auch in Deutschland möglich
Symptome in der akuten Phase oft nur leichte Symptome wie Fieber, Müdigkeit,
Atemprobleme. Später( ) Blutungen in Haut und Schleimhäute, Abmagerung, Störungen des Nervensystem (z.B. Gesichtslähmung), Vergrößerung der Lymphknoten und Gelenksentzündungen.
Diagnose über Blutproben, Nachweis bereits kurz nach Infektion möglich
Behandlung möglich, Heilung nicht immer gewährleistet.
Vorkommen besonders Mittelmeerländer
Dirofilariose
Erreger Die Erkrankung wird ausgelöst durch Würmer der Gattung Dirofilario immitis.
Diese Filarien leben im Blutgefäßsystem. Der bekannteste, der Herzwurm besiedelt die rechte Herzkammer und die Lungenarterie.
Sie sind frühestens 6 Monate nach der Infektion sichtbar und nachweisbar.
Überträger Stechmücken und Flöhe
Symptome Minderdurchblutung, Leistungsschwäche, Husten, verstärkte Atmung
manchmal auch Wasser im Bauch
Diagnose Röntgenbilder der Lunge, Nachweis im Blut
Behandlung ist möglich aber bei starkem Befall nicht ohne Risiko
im fortgeschrittenen Stadium mit Lungenveränderungen keine vollständig Heilung möglich.
Prophylaxe Tabletten, welche vor und nach dem Urlaub verabreicht werden.
Kein Schutz durch Zeckenmittel!
So weit die Risiken. Wie können wir also unsere Hunde vor Infektionen gegen diese
Krankheiten schützen?
Zuerst sollten wir uns informieren, welche Gefahren konkret in unserem Reiseland drohen, d. h. welche Parasiten dort vorkommen und was genau sie übertragen.
Nicht alle oben genannten Vektoren kommen überall vor sondern sind an bestimmte Lebensbedingunen gebunden. So kommt die Auwaldzecke vor allem in der Nähe von Gewässern vor. Ebenso sind sie nicht zu allen Tageszeiten aktiv. Sandfliegen werden erst mit Beginn der Dämmerung aktiv. Wenn wir als unseren Hund abends und nachts nicht ins Freie lassen, sinkt das Risiko von Sandmücken gestochen zu werden beträchtlich.
Die wichtigste und letztendlich sicherste Maßnahme besteht allerdings darin unsere Hunde rechtzeitig mit einem Zeckenschutzmittel mit Repellentwirkung zu behandeln – mit Ausnahme der Dirofilariose (daür ist eine Tablettengabe erforderlich). Repellentwirkung heißt, die Zecken werden nicht nur abgetötet sondern so rechtzeitig abwehrt, daß die Hunde erst gar nicht gestochen werden (auch Zecken stechen, sie beißen nicht). Diese Präparate wirken meist nicht nur gegen Zecken sondern auch gegen Stechmücken. Die meisten davon bieten dadurch auch Schutz gegen Stechmücken und Sandfliegen – allerdings ist dieser nicht immer hundertprozentig sicher.
Achten Sie bitte darauf, ein solches zugelassenes Mittel gegen Zecken und Sandmücken zu verwenden.
Medikamente ohne Repellentwirkung schützen nicht ausreichend, ebenso wenig wie alle nätürlichen Mittel.
Ich bin selbst ein überzeugter Verfechter und Anwender von Alternativ- und Komplementärmedizin. Man muß aber akzeptieren, daß bestimmte „chemische Präparate“ in diesem konkreten Fall die sichere und bessere Alternative sind.
Meistens sind diese gut verträglich, dennoch können einzelne Tiere sehr wohl darauf reagieren.
Die Folge sind meist Hautreaktionen, es kommen allerdings auch Störungen des Nervensystems vor. Ich werde an dieser Stelle womöglich in Zukunft einige Mittel vorstellen.
Nähere Informationen über die Wirkungsweise und potentiellen Nebenwirkungen finden Sie in dem folgenden Link:
Eine Unverträglichkeit kann sich evtl. nur auf einen Wirkstoff beziehen, andere können durchaus gut vertragen werden. Dann aber bitte nicht gleich anschließend das nächste anwenden.
Am besten einige Monate vor einer geplanten Reise ausprobieren.
Die auf dem Markt befindlichen Tabletten mit Zecken abtötenter Wirkung sind nicht geeignet, da die Zecken erst eine Weile saugen müssten, damit sie wirken. Sie schützen also nicht vor allen durch Zecken übertragbaren Krankheiten.
Noch ein ganz wichtiger Hinweis: die meisten dieser Präparate sind für Katzen absolut unverträglich, oft sogar tödlich. Besteht zwichen Hunden und Katzen ein enger Kontakt, sollten diese am besten für einige Tage nach der Anwendung getrennt werden.
Und nach dem Urlaub
Wenn Sie rechtzeitig vorgesorgt haben, ist ein Infektionsrisiko für Reisekrankheiten zumindest sehr gering, allerdings nie ganz ausgeschlossen.
Einen absolut sicheren Schutz gibt es nicht. Deshalb sollten Sie bei allen unklaren Krankheiten, die nach einem Urlaub auftreten, auch diese Krankheiten in Erwägung ziehen und Ihren Tierarzt darauf hinweisen. Einige davon können auch Monate – manchmal sogar Jahre(z.B. Leishmaniose) – später auftreten.
Fazit:
Die meisten Hunde finden Urlaub toll. Und werden es sehr genießen, wenn Sie ausreichend Zeit miteinander verbringen. Beachten Sie aber bitte einige wichtige Vorsichtsmaßnahmen, informieren Sie sich auch über die Gefahren für Ihre Lieblinge im geplanten Urlaubsland und sorgen Sie vor.
Dann steht zumindest aus dieser Sicht einem erholsamen und entspannten Urlaub nichts im Wege.
Vielen Dank für die hilfreichen HInweise, Herr Fischer.
Ich werde Ihren Blog sicher häufig besuchen.
Ihre Erfahrungen weiterzugeben, finde ich großartig.